Rituale sind von den Rändern ethnologischer und frühgeschichtlicher Disziplinen in das Zentrum kulturwissenschaftlicher Forschung gedrungen. Zum einen werden sie in ihrer Referenzialität, und damit als Träger gesellschaftlichen Wissens, als Medien von Tradition und Erinnerung ernst genommen. Aus dem "kulturellen Gedächtnis" sind sie gerade in schwach literalisierten Gesellschaften und Gruppen (auch der Gegenwart!) nicht wegzudenken.
Rituale sind aber zum anderen gerade in ihrer Performativität entdeckt worden. Es geht nicht um mechanische Wiederholung, sondern um expressive Handlung je wechselnder Individuen und Situationen. Nicht nur als stereotype Handlungsfolgen, sondern gerade in ihrer Variabilität öffnen sich Rituale unterschiedlichsten Funktionalisierungen und Wahrnehmungen: ein ergiebiges Forschungsgebiet.
(Aus der Einführung)
Benedikt Kranemann, Jörg Rüpke (Hg.):
Das Gedächtnis des Gedächtnisses
Zur Präsenz von Ritualen in beschreibenden und reflektierenden Texten
Europäische Religionsgeschichte, Bd. 2
2003. 212 Seiten.
ISBN 978-3-927165-86-1
20,00 € [D], 20,60 € [A], 34,90 SFr.
Benedikt Kranemann ist Professor für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt.
Jörg Rüpke ist Professor für Religionswissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt.
[2006]
Inhaltsverzeichnis, Einführung (PDF, 120 KB)